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U 960

Aus U-Boot-Archiv Wiki


Allgemeine Daten
Typ: VII C
Bauauftrag: 05.06.1941
Bauwerft: Blohm & Voss, Hamburg
Baunummer: 160
Serie: U 951 - U 994
Kiellegung: 20.03.1942
Stapellauf: 03.12.1942
Indienststellung: 28.01.1943
Indienststellungskommandant: Oblt.z.S. Günther Heinrich
Feldpostnummer: M - 50 098

Kommandanten
28.01.1943 - 19.05.1944 Oblt.z.S. Günther Heinrich

Flottillen
28.01.1943 - 31.07.1943 AB 5. U-Flottille, Kiel
01.08.1943 - 19.05.1944 FB 3. U-Flottille, La Pallice

Feindfahrten
Anzahl Feindfahrten: 5
Versenkte Schiffe: 2
Versenkte Tonnage: 9.656 BRT
Beschädigte Schiffe: 0
Beschädigte Tonnage: 0 BRT

1. Feindfahrt:

Vom: 03.08.1943 - 01.09.1943
Unter: Oblt.z.S. Günther Heinrich
Operationsgebiet: Nordmeer, Minen am Westausgang der Matotschkin Straße gelegt

03.08.1943 aus Kiel ausgelaufen.
06.08.1943 in Bergen eingelaufen.
12.08.1943 aus Bergen ausgelaufen.
15.08.1943 in Narvik eingelaufen.
18.08.1943 aus Narvik ausgelaufen.
28.08.1943 Minen gelegt.
01.09.1943 in Narvik eingelaufen.

2. Feindfahrt:

Vom: 14.09.1943 - 16.10.1943
Unter: Oblt.z.S. Günther Heinrich
Operationsgebiet: Nordmeer, vor den Sergeja Kirova Inseln

14.09.1943 aus Narvik ausgelaufen.
30.09.1943 - 07:50 Uhr sowjetischen Dampfer Archangelsk mit 2.480 BRT versenkt.
10.10.1943 in Narvik eingelaufen.
14.10.1943 aus Narvik ausgelaufen.
16.10.1944 in Trondheim eingelaufen.

3. Feindfahrt:

Vom: 14.12.1943 - 03.02.1944
Unter: Oblt.z.S. Günther Heinrich
Operationsgebiet: mittlerer Nordatlantik, westlich Irland

14.12.1943 aus Trondheim ausgelaufen.
16.01.1944 - 23:39 Uhr amerikanischen Dampfer Sumner I. Kimball mit 7.176 BRT versenkt.
03.02.1944 in La Pallice eingelaufen.

4. Feindfahrt:

Vom: 16.03.1944 - 27.03.1944
Unter: Oblt.z.S. Günther Heinrich
Operationsgebiet: Biscaya

16.03.1944 aus La Pallice ausgelaufen.
18.03.1944 in La Pallice eingelaufen.
19.03.1944 aus La Pallice ausgelaufen.
27.03.1944 in La Pallice eingelaufen.

5. Feindfahrt:

Vom: 27.04.1944 - 19.05.1944
Unter: Oblt.z.S. Günther Heinrich
Operationsgebiet: Nordatlantik, Gibraltar Durchbruch, westliches Mittelmeer, vor Algier

27.04.1944 aus La Pallice ausgelaufen.
16.05.1944 Durchbruch durch die Straße von Gibraltar in das Mittelmeer.
19.05.1944 Verlust des Bootes.


Schicksal
Datum: 19.05.1944
Letzter Kommandant: Oblt.z.S. Günther Heinrich
Ort: Mittelmeer
Position: 37°20' N - 01°35' O
Planquadrat: CH 8236
Versenkt durch: USS Niblack (DD-424), USS Ludlow (DD-438), USS Woolsey (DD-437), USS Benson (DD-421), Vickers Wellington M und U der RAF Squadron 30, Lockheed Ventura V der RAF Squadron 500
Tote: 31
Überlebende: 20

Detailangaben zum Schicksal

U 960 wurde am 19.05.1944 im Mittelmeer nordwestlich von Algier durch die US-Zerstörer USS Niblack (DD-424), USS Ludlow (DD-438), USS Woolsey (DD-437) und USS Benson (DD-421) der 25. US-Zerstörerdivision unter Cdr. Robert B.Ellis nach elf Wasserbombenserien zum Auftauchen gezwungen und zusammen mit der Vickers Wellington M und U des 36. britischen RAF Squadron und der Lockheed Ventura V der britischen RAF Squadron 500, im Zusammenhang mit der Operation Monstrous 2 versenkt.

U 960 wurde bereits am 17.05.1944 von einem Flugzeug gesichtet. Auf dessen Meldung hin wurden die vier US-Zerstörer USS Niblack (DD-424), USS Ludlow (DD-438), USS Woolsey (DD-437) und USS Benson (DD-421), der 25. US-Zerstörerdivision auf das U-Boot angesetzt. Am 19.05.1944 kurz nach Mitternacht erfassen die Radar-Geräte der USS Niblack (DD-424) und der USS Ludlow (DD-438) das U-Boot. In den nächsten Stunden muss U 960 elf Wasserbomben -Angriffe und einen Fliegerangriff der Vickers Wellington M des 36. Squadron über sich ergehen lassen. Wegen leerer Batterien und dem Ausfall einer E-Maschine entschloss sich der Kommandant zum Auftauchen. An der Wasseroberfläche wurde U 960 im konzentrischen Artilleriefeuer der USS Niblack (DD-424) und der USS Ludlow DD-438) zerstört.

Auszüge aus einem Bericht des Kommandanten von U 960:

19.05.1944, unsere Diesel dröhnen mit Großer Fahrt vorwärts, um die in den letzten Tagen und Stunden arg strapazierten, leeren Batterien, kräftig zu laden. Doch lange dauert es nicht, da leuchtet es plötzlich rot vor uns auf. Wir schießen mit Alarmtauchen in die Tiefe und bekommen auf 40 Meter heftige Detonationen über uns zu spüren. Der Batterieselbstschalter fliegt raus, das Boot wird kräftig geschüttelt, es zischt und kracht überall. Lange bleibt es dunkel. Inzwischen muss auf Handbetrieb umgeschaltet werden. Am Funkpeiler und aus verschiedenen Ventilen spritzt Wasser. Durch die starke Vorlastigkeit, poltert alles nicht Festgezurrte nach vorn, die Männer rutschen weg. Doch gelingt es uns, bei 220 Meter Tiefe das Boot abzufangen und bei 200 Meter auf Kurs zu bringen. Jetzt folgt Angriff auf Angriff. Wir hören die metallisch klingenden Ortungsschläge der Asdic -Geräte, die Schraubengeräusche von Zerstörern. Die Ausfälle häufen sich, immer mehr Wasser dringt ins Boot ein. Wir versuchen durch Rohr VI einen Bold auszustoßen, um durch dessen Gasentwicklung von uns abzulenken. Doch gerade beim Fluten des Rohrs detonieren wieder Wasserbomben und beschädigen das Rohr. Sofort schießt auch dort Wasser ein. Das E-Maschinenpersonal kann das Leck etwas dichten. Inzwischen sind durch die fortwährenden Detonationen auch die Mündungsklappen aller Torpedorohre verklemmt, so dass sie sich nicht mehr öffnen lassen. Auch die Kreiselmutter ist ausgefallen, und das Seitenruder klemmt bei Backbord 5. Es lässt sich auch von fünf Mann mit aller Kraft am Reservesteuer nicht bewegen. So sind wir zur Kreisfahrt verurteilt. Das Seewasser läuft über beide Batterien, die gasen. Zeitweise wird durch Kalipatronen geatmet. Der Druck im Boot steigt ständig, die Luft ist verbraucht. Beim Versuch, eine geringere Tiefe anzusteuern, um vielleicht doch noch die Torpedoklappen frei zu bekommen, wird das Boot bei 70 Metern von einer Wasserbomben-Serie so stark erschüttert, dass es nahezu senkrecht nach unten kippt und nur durch alle Gegenmaßnahmen bei etwa 250 Meter aufgerichtet werden kann. Zu allem Übel war jetzt auch noch die Backbord E-Maschine ausgefallen. Die Besatzung kämpft hartnäckig, um fahrklar zu bleiben. Doch schon meldet mir der Leitende Ingenieur, das starke Abfallen der E-Kapazität der Batterien. Schnell werden die Batterieluken mit Decken abgedichtet. Mit allen verfügbaren Behältern wird das Wasser aus dem Achterschiff in den Bugraum gemannt. Das Boot ist stark achterlastig. Es fällt schwer, aufrecht zu stehen. In der Zentrale schwammen Dosen über den Flurplatten.

Aber trotz schwierigster Lage bei zermürbendem, immer wieder einsetzendem Wasserbomben-Hagel, blieben alle Männer gefasst. Sie bringen es fertig, das Boot immer wieder aufzurichten und auf großer Tiefe zu halten. Im Bugraum ist soviel Wasser, dass bei der Achterlastigkeit das Wasser durch das verklemmte Bugraumschott zurück in die mittleren Räume fließt. Das Schott wird mit Hängematten abgedichtet, so gut es geht. Seit dem ersten Angriff sind viele Stunden vergangen. Die Abstände zwischen den Zerstöreranläufen mit Wasserbomben-Wurf werden größer. Ich hoffe, dass unserem Gegner sein Wasserbomben-Vorrat ausgeht. Doch täusche ich mich, denn immer wieder knallt es. Unsere vielen kleinen Leckagen werden immer größer. Der Leitende Ingenieur hatte mir wiederholt den starken Abfall der E-Leistung gemeldet. Als er mir jetzt zu verstehen gibt, dass mit dem Ausfall unser einzigen noch laufenden E-Maschine zu rechnen ist und außerdem ohnehin kaum ausreichende Energie zum Auftauchen vorhanden ist, entschließe ich mich schweren Herzens zum Auftauchen. Das Boot wird durch ein Alle-Mann-Manöver und Anblasen förmlich auf den Achtersteven gestellt, die Tiefenruder liegen hart oben. Doch das Boot verharrt auf Tiefe, ja, es sackt sogar weiter durch. Bange Minuten der Ungewissheit! Durch ein letztes Hochfahren der E-Maschine und weiteres Anblasen der Tauchzellen kommt das Boot langsam aus der Tiefe von 230 Metern hoch, um dann bei 180 Metern pfeilartig nach oben zu schießen, ohne noch abgefangen werden zu können. Das Vorschiff steigt steil nach oben, dann fällt es zurück und bleibt mit leichter Schlagseite oben liegen.

Wir hatten alle im Boot unter Sauerstoffmangel und Überdruck schwer zu atmen. Aber mir schwant beim Auftauchen nichts Gutes! Ahne ich doch, dass wir oben gnadenlos empfangen werden. Ohne Torpedos, mit klemmendem Ruder im Kreise fahrend, sind wir hoffnungslos wehrlos. Doch zu Überlegungen bleibt jetzt keine Zeit. Im Turm reiße ich die Wasserbombensicherung vom Luk und nach der Meldung des Leitenden Ingenieurs: "Turmluk ist frei!", versuche ich die Riegel aufzudrehen. Doch die sitzen fest. Mit äußerster Kraft gelingt es, das Luk zu öffnen. Es wird plötzlich durch den starken Überdruck im Boot hochgerissen, meine Mütze fliegt mit einem kräftigen Luftschwall über Bord und ich werde selbst mit hochgezogen. Die Helligkeit blendet mich, Geschützdonner und Maschinenwaffengebläff im Ohr, so torkele ich auf die Brücke. Ich sehe zwei aus allen Rohren auf uns schießende Zerstörer. Leuchtspuren über und neben dem Boot, krachende Granatdetonationen um das Boot. Achtern an Oberdeck und in der Wanne bei den Zweizentimeterlafetten züngeln Flammen an einigen Holzplanken. Da liegen gefüllte Zweizentimetermagazine zwischen den Flämmchen. Automatisch laufe ich zur Wanne, stoße mit dem Fuß ein Magazin über Bord und erhalte dabei einen harten Schlag an den Hinterkopf, falle auf die Reling und verliere das Bewusstsein. In der Zentrale wartet man auf einen Befehl von mir. Der kommt nicht, der konnte nicht kommen, denn ich treibe bewusstlos im Wasser.

Es schlägt ein Granattreffer auf dem Vorschiff ein und lässt Wasser in den Bugraum eindringen. Jetzt erst befiehlt der 1. Wachoffizier: "Alle Mann außenbords!" Während alle an das Zentraleluk auf die Brücke drängen, liegen die Einschläge am Boot so dicht, dass Verwundete zeitweise den Ausstieg versperren. Ein Treffer am Achterschiff lässt jetzt auch dort Wasser eindringen. Das Boot verliert den Auftrieb und schneidet unter. Noch einmal bäumt es sich auf, durchbricht kurz die Wasseroberfläche und geht dann gegen 07:45 Uhr für immer in die Tiefe. Einunddreißig unserer Kameraden nimmt es mit ins nasse Grab. Der 3. Wachoffizier hält mit Zuspruch und Mahnungen siebzehn Mann der Besatzung im Wasser treibend zusammen. Diese achtzehn Treibenden werden später von den beiden US-Zerstörern USS Ludlow (DD-438) und USS Niblack (DD-424) aufgefischt. Ich selbst komme im Wasser treibend kurz zu Bewusstsein, als Wasserbomben in der Nähe detonieren und mir den Magen umdrehen. Als ich wieder das Bewusstsein erlange, liege ich zusammen mit dem Maschinenobegrefreiten Mönch in einem Motorbeiboot des Zerstörers USS Niblack (DD-424), die uns an Bord hieven. So glücklich wir als letztes deutsches U-Boot im Zweiten Weltkrieg am 19.05.1944 vom Atlantik ins Mittelmeer wechselten. So unglücklich endete unsere Fahrt nach schweren Schäden und Ausfällen am und im Boot wehrlos im westlichen Mittelmeer. Insgesamt dauerte die Jagd auf U 960 42 Stunden und 18 Minuten. Die Versenkung U 960 und U 616 widerlegten die zuvor geäußerte Kritik, den amerikanischen Seestreitkräften fehlte es bei der U-Jagd an britischer Luftunterstützung.

U 959U 960U 961

Liste aller U-Boote