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U 990

Aus U-Boot-Archiv Wiki

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U 989 ← U 990 → U 991

Typ: VII C
Bauauftrag: 25.08.1941
Bauwerft: Blohm & Voss, Hamburg
Baunummer: 190
Serie: U 951 - U 994
Kiellegung: 17.10.1942
Stapellauf: 16.06.1943
Indienststellung: 28.07.1943
Kommandant: Hubert Nordheimer
Feldpostnummer: M - 54 093

Kommandanten

28.07.1943 - 25.05.1944 Kapitänleutnant Hubert Nordheimer

Flottillen

28.07.1943 - 31.12.1943 Ausbildungsboot 5. U-Flottille Kiel - Klick hier → Ausbildung
01.01.1944 - 25.05.1944 Frontboot 11. U-Flottille Bergen

Unternehmungen

1. Unternehmung
22.01.1944 - Kiel → → → → → → 23.01.1944 - Kristiansand
26.01.1944 - Kristiansand → → → → → → 27.01.1944 - Bergen
27.01.1944 - Bergen → → → → → → 28.02.1944 - Hammerfest
U 990, unter Kapitänleutnant Hubert Nordheimer, lief am 22.01.1944 von Kiel aus. Nach dem Marsch über die Ostsee, Einlaufen wegen Schlechtwetter in Kristiansand, sowie Ergänzung der Ausrüstung in Bergen, operierte das Boot im Nordmeer. Es gehörte zur U-Boot-Gruppe Werwolf. Nach 37 Tagen und zurückgelegten 5.220,1 sm über und 211 sm unter Wasser, lief U 990 am 28.02.1944 in Hammerfest ein.
U 990 konnte auf dieser Unternehmung 1 Zerstörer mit 1.920 ts versenken.
Klicke hier → Versenkte oder beschädigte Schiffe
Klick hier → Original KTB für die 1. Unternehmung
2. Unternehmung
04.03.1944 - Hammerfest → → → → → → 27.03.1944 - Ramsund
27.03.1944 - Ramsund → → → → → → 27.03.1944 - Narvik
U 990, unter Kapitänleutnant Hubert Nordheimer, lief am 04.03.1944 von Hammerfest aus. Das Boot operierte im Nordmeer. Es gehörte zu den U-Boot-Gruppen Orkan und Hammer. Der Rückmarsch führte über Ramsund (Abgabe der T-V-Torpedos, nach Narvik. Nach 20 Tagen und zurückgelegten 3.401 sm über und 679 sm unter Wasser, lief U 990 am 27.03.1944 in Narvik ein.
U 990 konnte auf dieser Unternehmung keine Schiffe versenken oder beschädigen.
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3. Unternehmung
31.03.1944 - Narvik → → → → → → 31.03.1944 - Ramsund
31.03.1944 - Ramsund → → → → → → 31.03.1944 - Lödingen
01.04.1944 - Lödingen → → → → → → 01.04.1944 - Harstad
01.04.1944 - Harstad → → → → → → 05.04.1944 - Harstad
05.04.1944 - Harstad → → → → → → 05.04.1944 - Ramsund
05.04.1944 - Ramsund → → → → → → 05.04.1944 - Narvik
U 990, unter Kapitänleutnant Hubert Nordheimer, lief am 31.03.1944 von Narvik aus. Nach Torpedoübernahme in Ramsund. Lotsenaufnahme in Lödingen, sowie Lotsenabgabe in Harstad, operierte das Boot im Nordmeer. Es gehörte zur U-Boot-Gruppe Blitz. Der Rückmarsch führte über Harstad (Lotse nicht verfügbar) und Ramsund (Torpedoabgabe) nach Narvik. Nach 5 Tagen und zurückgelegten 877 sm über und 96,6 sm unter Wasser, lief U 990 am 05.04.1944 wieder in Narvik ein.
U 990 konnte auf dieser Unternehmung keine Schiffe versenken oder beschädigen.
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Verlegungsfahrt
08.04.1944 - Narvik → → → → → → 12.04.1944 - Bergen
U 990, unter Kapitänleutnant Hubert Nordheimer, lief am 08.04.1944 von Narvik aus. Das Boot verlegte in die Werft nach Bergen. Am 12.04.1944 lief U 990 in Bergen ein. Dort erfolgte eine, Werftüberholung, Propellerwechsel, der Abbau des 2-cm-Vierling und der Einbau einer 3,7-cm-Flak.
4. Unternehmung
22.05.1944 - Bergen → → → → → → 25.05.1944 - Verlust des Bootes
U 990, unter Kapitänleutnant Hubert Nordheimer, lief am 22.05.1944 von Bergen aus. Das Boot befand sich auf der Fahrt nach Narvik und sollte anschließend im Nordmeer operieren. Nach dem es am 24.05.1944 eine Rettungsaktion für U 478 durchgeführt hatte und die Überlebenden aufgenommen hatte, wurde U 990 von einem britischen Flugzeug versenkt.
U 990 konnte auf dieser Unternehmung keine Schiffe versenken oder beschädigen.
Klick hier → Original KTB für die 4. Unternehmung (B.d.U.)

Verlustursache

Boot: U 990
Datum: 25.05.1944
Letzter Kommandant: Hubert Nordheimer
Ort: Nordmeer
Position: 65°05' Nord - 07°28' Ost
Planquadrat: AF 5641
Verlust durch: Wasserbomben
Tote: 20
Überlebende: 33
Klick hier → Besatzungsliste U 990
U 990 wurde am 25.05.1944 im Nordmeer westlich von Bodö durch Wasserbomben der Consolidated B-24 Liberator S (Brian-Aubrey Sisson) der britischen RAF Squadron 59 versenkt.
U 990 konnte auf 4 Unternehmungen 1 Zerstörer mit 1.920 ts versenken.
Bericht zum Verlust von U 990
In Bergen wurde das Boot nach längerer Wertliegezeit wieder klar gemacht. Unter Protest war der frontbewährte Vierling gegen eine neue 3,7 cm Flak ausgetauscht worden. Das Boot konnte nicht voll mit Brennstoff ausgerüstet werden und nur 4 alte G 7 A-Torpedos wurden an Bord gegeben. Ein Schnorchel wurde nicht eingebaut. Gegen Mittag des 22.05.44 verließ U 990 Bergen. In den Morgenstunden verließen drei andere Boote, darunter U 476, den Hafen. Die vier ausgelaufenen Boote sollten auf ihrem Weg nach Norden versuchen, einen Flugzeugträger zu erfassen und anzugreifen. Die Wetterlage hatte sich verschlechtert, der Wind blies aus NW mit Stärke 7 bis 8. Das Boot lief mit >>Pufferschaltung<< zackend vorwärts. Am 23.05.44 wurde ein Notsignal von U 476 eingefangen das meldete, gebombt worden zu sein und eine >>Sunderland<< abgeschossen zu haben. Das Boot meldete weiter: tauch- und fahrunklar. U 990 ging mit Höchstfahrt zu der gemeldeten Stelle. Nach 14 - 15 Stunden wurde ein roter Stern gesichtet.
Die Brückenwache von U 990 sah Wrackteile eines abgeschossenen Flugzeugs. Einzelne leere, umgeschlagene Schlauchboote wurden gesichtet. Auf einem Wellenberg wurde U 476 gesichtet. Vorsichtig schob sich U 990 an die Sichtstelle heran. Das Heck von U 476 lag tief im Wasser, der Bug ragte hoch hinaus. Auf ihm standen ca. 20 Männer. Der Versuch das beschädigte Boot in Schlepp zu nehmen wurde nach einigen vergeblichen Anläufen aufgegeben. Die Bergung der Restbesatzung gestaltete sich äußert schwierig. Da das Wrack von der eigenen Besatzung nicht versenkt werden konnte, wurde es mit einem 7 A Schuß von U 990 versenkt. Nun begann eine mehrstündige, erfolglose Suche nach eventuell überlebenden Kameraden. U 990 meldete mit >>Kr-Kr Funkspruch<< die Lage und erbat dringend Hilfe. Während der Suchaktion war ein Funkspruch eingegangen der mitteilte, daß wegen der Luft- und Wetterlage ein Einsatz von Überwasserstreitkräften nicht möglich sei, wohl aber das Vorpostenboot Falkland 5901 (OLt. z.S. Klaaßens) Drontheim verlassen würde, um auf Peilzeichen von U 990 das Boot schließlich im Geleit aufzunehmen. U 990 war inzwischen getaucht bis aus der Funkpeilrichtung Schraubengeräusche zu hören waren. Die U-Bootbesatzung wurde auf Gefechtsstation befohlen, ehe das Boot in der Nähe von VP 5901 auftauchte.
Dann folgte U 990 mit 300 m Abstand dem Vorpostenboot. Nach kurzer Zeit wurde Fliegeralarm gegeben. Eine >>Liberator" hatte die Boote erfaßt und kreiste zunächst im weitem Abstand um den Verband. Sobald das Flugzeug auf Angriffskurs ging und in Reichweite der Flakwaffen kam, bellte ihm das Feuer zweier Boote entgegen. Die Maschine drehte immer sofort ab. Die Situation verschlechterte sich aber, als tiefhängende Schneewolken über das Boot zogen und sich die "Liberator" in ihnen verbergen konnte. Längere Zeit blieb das Flugzeug unsichtbar. Plötzlich stieß es im steilen Gleitflug auf U 990 nieder und feuerte mit allen Maschinenwaffen auf das Boot. Die Geschosse prasselten wie Hagelkörner auf das Wasser und Boot. Wie viele Männer getroffen wurden, konnte keiner übersehen. Wir erwiderten das Feuer, doch nach dem 7. Schuß fiel unsere >>Wunderwaffe<<, die 3,7 cm Kanone aus. Nur am BB-Zwilling stand allein der HGfr. Anger und feuerte das Magazin leer. Da klingte die >>Liberator<< 6 Wasserbomben aus, die taumelnd auf das Boot zufielen. U 990 versuchte vergeblich mit AK und Hartruder die Trefferlage auszumanöverieren. Die 6. Wabo traf das Boot etwa Vorkante Turm und überschüttete das Fahrzeug mit einem riesigen Wasserschwall, von dem einige Männer der Geschützbedienung und des Ausgucks außenbords geschleudert wurden, obwohl sie mit Stahlgurten abgeseilt waren.
Hilflos trieben sie achteraus; sie waren wohl meist auch verwundet. Das Vorschiff von U 990 war im Inneren völlig durcheinander geschlagen. In Höhe Funkraum machte es Wasser, so daß es vorne absackte und unterzuschneiden drohte. Der Kommandant befahl: >>Äußerste Kraft zurück<<. In diesem Augenblick wurde aus der Zentrale gemeldet: >>Das Boot macht stark Wasser und läßt sich nicht mehr halten ! >>Preßluft auf alle Tanks, alle Mann aus dem Boot, Schotten dicht !<< In etwa 2 - 3 Minuten befand sich die gesamte Besatzung, dazu die geretteten Kameraden von U 476 und die eigenen Verwundeten auf der Brücke und dem Wintergarten. Unter ihnen auch der LI: OLt. (Ing.) Brößkamp von U 990, dem durch die Detonation die Wirbelsäule zusammengestaucht worden war. An Rettungsmittel hatte man nur ein einziges Einmannschlauchboot mitbringen können. Das Boot war inzwischen tiefer gesackt, die Männer gingen auf Befehl des Kmdt. ruhig zu Wasser, grüne Seen liefen über den Turm. Der II.WO, OLt. z.S. Heidt, der MaschMt Regber, aber auch Lt. z.S. Tils, der seine erste U-Bootsunternehmung als III.WO fuhr, stiegen trotz Warnung noch einmal in den Turm, um weitere Rettungsmittel zu holen. Das schlug die See das Turmluk zu und nur dem II. WO gelang es - trotz den einbrechenden Wassermassen - das Boot zu verlassen, während die beiden anderen tapferen Soldaten mit dem Boot in die Tiefe gezogen wurden. Dem VP 5901 gelang es 52 Mann von beiden U-Booten zu retten, darunter die beiden Kommandanten und die beiden LI`s. Während dieser Rettungsaktion hielt die "Liberator" weiter Fühlung, griff aber nicht an.
Busch/Röll schreiben dazu:
Ich zitiere: Bericht über die letzte Feindfahrt von U 990:
Gegen Mittag des 22.05.44 verließ U 990 Bergen. Das Boot sollte auf dem Weg nach Norden versuchen, einen vermuteten Flugzeugträger zu erfassen und anzugreifen. Doch bereits am 24.05.44 wurde ein Notsignal von U 476 eingefangen, das meldete, gebombt worden zu sein und ein Flugboot abgeschossen zu haben. Auf einen erneuten Funkspruch, nicht mehr fahr- und tauchklar zu sein, wurden Peilsignale angefordert, da der Standort bei der extremen Wetterlage nicht exakt zu bestimmen war. U 990 ging auf Höchstfahrt und drehte in die Peilrichtung. Der Ausguck wurde auf acht Mann verstärkt, das Anlegen von Schwimmwesten, bzw. Tauchrettern wurde befohlen. 14 bis 15 Stunden mögen so vergangen sein, da wurde endlich ein roter Stern gesichtet. Wir hatten unsere Kameraden gefunden. Als die Brückenwache noch Wrackteile eines abgeschossenen Flugzeugs bemerkte, breitete sich Freude im Boot aus.
Die Stimmung brach jedoch abrupt ab, als einzelne leere und umgeschlagene Schlauchboote gesichtet wurden, die anzeigten, dass diese Rettungsmittel dem gewaltigen Seegang nicht standgehalten hatten und den darin befindlichen U-Boot-Kameraden bei dieser Wetterlage keinen Schutz bieten konnten. In diesem Augenblick wurde U 476 auf einen Wellenberg gehoben, um sofort wieder in Gischt und Wellental zu verschwinden. Vorsichtig schob sich U 990 an die Sichtstelle heran. Ein tragischer Anblick tat sich auf. Das Heck von U 476 lag tief im Wasser, der Bug ragte hoch hinaus. Auf ihm und der Brücke standen Männer, die winkten und um ihr Leben schrien. Schnell wurde gehandelt. Der Versuch, U 476 in Schlepp zu nehmen, wurde nach einigen vergeblichen Anläufen aufgegeben, zumal der Seegang und die immer noch eine Gefahr bildende feindliche Luftwaffe der Absicht entgegenstanden, daß schwer angeschlagene Boot einzuschleppen. Die Bergung der Restbesatzung, unter ihr der Kommandant und der Leitende Ingenieur, erwies sich als äußerst schwierig, da die beiden U-Boote im Sturm verschieden schnell trieben.
U 990 mußte wiederholt anlaufen, bis es schließlich gelang, mit einer Wurfleinenverbindung die Männer im Schlauchboot zu retten. Nach Meldung des Kommandanten von U 476, Oberleutnant zur See Otto Niethmann, war das Achterschiff des Bootes ziemlich zerstört. Alle Maschinen waren ausgefallen. Die Batterie hatte Wasser gemacht und gaste so, dass auch das Vorschiff nicht mehr betretbar war. Weil U 476 nicht mehr von der eigenen Besatzung versenkt werden konnte, entschloss sich der Kommandant von U 990, das Wrack von U 476 mit einem Torpedo schnell zu beseitigen. Insgesamt befanden sich jetzt 21 Mann der Besatzung von U 476 auf U 990. Nun begann eine mehrstündige Suche nach eventuell noch lebenden Kameraden in der kochenden See. Zugleich berichtete U 990 in einem Funkspruch über die Lage an die Führung und erbat dringend Hilfe. Schließlich schlug Oberleutnant zur See Niethmann vor, die Suche abzubrechen, da bei Seegang 6 bis 7 Sturmböen von 10 und einer Wassertemperatur von nur 3 Grad Celsius nach so vielen Stunden niemand mehr am Leben sein konnte.
Während dieser Suchaktion war ein Funkspruch eingegangen, der U 990 mitteilte, dass wegen der Luft- und Wetterlage ein Einsatz von Überwasserstreitkräften nicht möglich sei, wohl aber das Vorpostenboot V-5901 Drontheim verlassen würde, um auf Peilzeichen von U 990 das Boot in das Geleit aufzunehmen. V 5901 hatte soeben eine harte Geleitfahrt hinter sich gebracht, so dass Boot und Besatzung eigentlich dringender Erholung bedurften. Das galt vor allem für die Maschinen, die man mit zusätzlichem Öl hatte schmieren müssen. Durch das verbrannte und verschmorte Öl sahen die Maschinenräume wie Räucherkammern aus, das Maschinenpersonal war völlig schwarz. Als dem Kommandanten, Oberleutnant zur See Klaaßens, die Lage geschildert wurde, war er dennoch sofort freiwillig bereit, sich, sein Boot und seine Männer erneut einzusetzen, um den bedrohten Kameraden zu Hilfe zu eilen. U 990 war inzwischen getaucht, ging aber nach einigen Stunden wieder nach oben, um das Boot zu durchlüften und um die Peilsignale zu korrigieren.
Dann ging es in die aufgewühlte, doch schützende Tiefe, bis aus der Funkpeilrichtung Schraubengeräusche zu hören waren, die beständig lauter wurden. Sorgfältig nahm der Kommandant von U 990 einen Rundblick und beobachtete trotz aller Schwierigkeiten durch die überrollende See den Himmel, um beim Auftauchen nicht unliebsamen Überraschungen ausgesetzt zu sein. Die Besatzung wurde erneut mit angelegten Schwimmwesten auf die Gefechtsstationen befohlen, ehe das Boot in der Nähe von V 5901 auftauchte, dem man zuvor über UT (Unterwassertelefon) den Standort gemeldet hatte. Glücklich winkten die U-Boot-Männer der Besatzung auf dem schwer rollenden V-5901 zu. Dann folgte U 990 im Geleit mit Abstand 300 Metern zum Vorpostenboot. Nur kurze Zeit war man im Geleit gefahren, da wurde gegen 06:23 Uhr auch schon Fliegeralarm gegeben. Die >>Liberator<< S geflogen von Sqn Ldr B. Sisson hatte die Boote erfasst und kreiste zunächst im weiten Abstand um den Verband. Sobald das Flugzeug auf Angriffskurs ging und in Reichweite der Flak-Waffen kam, bellte ihm das geballte Feuer beider Boote entgegen. Obwohl bei der unruhigen Plattform die Schüsse nicht gut lagen, drehte die Maschine immer sofort ab.
Die Situation verschlechterte sich aber, als tiefhängende Schneewolken über das Boot zogen und sich die Liberator in ihnen verbergen konnte. Längere Zeit blieb das Flugzeug unsichtbar. Plötzlich stieß es im steilen Gleitflug auf U 990 nieder und feuerte mit allen Maschinenwaffen auf das Boot. Wie viele Männer getroffen wurden, konnte keiner übersehen. Wir erwiderten das Feuer, doch nach dem 7. Schuß fiel die 3,7 cm Kanone aus. Nur am Backbord-Zweizentimeter Zwilling stand allein der Hauptgefreite Anger und feuerte das Magazin leer. Da klinkte die Liberator sechs Wasserbomben aus, die taumelnd auf das Boot zufielen. U 990 versuchte mit äußerster Kraft und Hartruder, die Trefferlage auszumanövrieren. Vergeblich, die sechste Wasserbombe traf das Boot etwa Vorkannte Turm und überschüttete es mit einem riesigen Wasserschwall, von dem einige Männer der Geschützbedienung und der Ausgucks außenbords geschleudert wurde, obwohl sie mit Stahlgurten angeseilt waren. Hilflos trieben sie achteraus, die meisten von ihnen wohl verwundet.
Das Vorschiff von U 990 war im Innern völlig durcheinander geschlagen. In Höhe des Funkraumes machte es Wasser, so dass es vorn absackte und zu unterschneiden drohte. Da die Maschinen intakt sein mußten, befahl der Kommandant: >>Äußerste Kraft zurück!<< In diesem Augenblick wurde aus der Zentrale gemeldet: >>Das Boot macht stark Wasser und lässt sich nicht mehr halten!<< >>Pressluft in alle Tanks!<< >>Alle Mann aus dem Boot! Schotten dicht!<< Diese Befehle wurden schnell und exakt ausgeführt und in etwa zwei bis drei Minuten befanden sich die gesamte Besatzung, dazu die geretteten Kameraden von U 476 und die eigenen Verwundeten auf der Brücke und dem Wintergarten. Unter ihnen auch der leitenden Ingenieur Oberleutnant (Ing) Brößkamp von U 990, dem durch die Detonation die Wirbelsäule zusammengestaucht worden war. An Rettungsmitteln hatte man nur ein einziges Einmannschlauchboot mitbringen können. Das Boot war inzwischen tiefer gesackt. Die Männer gingen auf Befehl des Kommandanten ruhig ins Wasser.
Grüne Seen liefen über den Turm. Der II. Wachoffizier Leutnant zur See Heidt, der Maschinenmaat Regber, aber auch Oberfähnrich zur See Tilz, der seine erste U-Boot-Unternehmung als III. Wachoffizier fuhr, stiegen trotz Warnung noch einmal in den Turm, um weitere Rettungsmittel zu holen. Da schlug die See das Turmluk zu, und dem II. Wachoffizier gelang es, trotz der einbrechenden Wassermassen, das Boot zu verlassen, während die beiden anderen tapferen Soldaten mit dem Boot in die Tiefe gezogen wurden. Das alles geschah in den Morgenstunden des 25.05.1944 etwa 180 Seemeilen nordwestlich von Drontheim. Die Männer von U 990 und U 476 waren weit in der kochenden See verteilt. Mittelpunkt bildete das einzige Schlauchboot, auf dem der verwundete Leitende Ingenieur lag. Trotz seiner Verwundung organisierte er, dass sich jeweils acht Mann im Wechsel an das Schlauchboot klammern durften. Den Schiffbrüchigen war klar, dass sie möglichst zusammenbleiben mußten, wollten sie nur eine kleine Chance für die Rettung haben.
Die Rettungsaktion war für V-5901 äußerst schwierig. Der Sturm trieb das gestoppte Fahrzeug schneller ab, als die Männer in ihrer schweren Polarausrüstung schwimmen konnten. Doch hatten sie den Vorteil, länger warm zu bleiben als die leichtbekleideten Männer aus den Maschinenräumen, die bei der eisigen Wassertemperatur schnell unterkühlt wurden. V-5901 mußte immer wieder anlaufen, um einzelne Seeleute aufzunehmen. Mancher war nicht in der Lage, mit den erstarrten Fingern, die zugeworfene Leine zu halten. Mit den Zähnen wurde das von dem einen oder anderen versucht. Angeseilt standen die Männer von V-5901 bis zur Hüfte im Wasser und versuchten, winselnde Schiffbrüchige über das Netz zu ziehen. Durch die geschilderten ungünstigen Umstände verging natürlich Zeit, so dass mancher Seemann unterkühlt die Besinnung verlor und stumm in die Tiefe sank. Dennoch gelang es dem seeerfahrenen Klaaßens, insgesamt 52 Mann von beiden U-Booten zu retten, darunter die beiden Kommandanten und die beiden Leitenden Ingenieure.
Während dieser Rettungsaktion hielt die Liberator weiter Fühlung, griff aber nicht an. Kaum nahm V-5901 Kurs auf die Küste, da attackierte das Flugzeug erneut das Vorpostenboot, allerdings nur aus größerer Entfernung. Vielleicht hatte das Flugzeug keine Bomben mehr oder wollte sich nach dem Erfolg außerhalb des Flakfeuers halten. Die britische Maschine hielt aber weiterhin Fühlung, bis sie, von deutschen Jägern vertrieben, in den schützenden Wolken entkommen konnte. Die Besatzungen wurden in Drontheim an Land gesetzt und vereinigten sich letztmalig am Grabe des tapferen, an Erschöpfung gestorbenen Hauptgefreiten Anger. Dieser war der einzige Nichtschwimmer an Bord, den man mit Hilfe des Schlauchbootes gerettet hatte. Zitat Ende.
Aus Busch/Röll - Die deutschen U-Bootverluste - S. 245, 246, 247, 248, 249.
Clay Blair schreibt dazu:
Ich zitiere: Am 24. Mai beschädigte eine Catalina der britischen Squadron 210 mit dem südafrikanischen Piloten F.W.L. Maxwell vor Namsos das neue VIIC-Boot U 476 unter dem 24jährigen Otto Niethmann so schwer, daß es sank. Das von Hubert Nordheimer geführte VIIC-Boot U 990 lief mit voller Kraft zur Rettung der Crew von U 476 heran. Nordheimer nahm 21 Deutsche an Bord, zehn von einem Rettungsfloß und den Rest von dem zerstörten Hulk, und versenkte das verlassene U-Boot mit einem Torpedo. 34 Männer von U 476 kamen um.
Am folgenden Tag, dem 25. Mai, als der Retter Nordheimer mit einer Eskorte in Drontheim einlaufen wollte, griff eine von B.A. Sisson geflogene B-24 der britischen Squadron 59 der 15. Group die Formation an. Nordheimer und seine Eskorte wehrten sich mit der Flak, aber das 3,7-cm-Geschütz von U 990 versagte, und die B-24 versenkte das Boot mit sechs Wasserbomben. Nordheimers Eskorte, das Patrouillenboot V-5901, rettete 52 Besatzungsmitglieder von U 476 und U 990, darunter auch die beiden Kommandanten Niethmann und Nordheimer. Diese kehrten nach Deutschland zurück und übernahmen große Elektro-Boote. Zitat Ende.
Aus Clay Blair - Band 2 - Die Gejagten - S. 676.

Literaturverweise

Blair - "Der U-Boot-Krieg - Die Gejagten 1942 - 1945" - Heyne Verlag - 1999 - S. 676. → Amazon
Busch/Röll - "Die deutschen U-Boot-Kommandanten" - Mittler Verlag - 1996 - S. 172. → Amazon
Busch/Röll - "U-Boot-Bau auf deutschen Werften" - Mittler Verlag - 1997 - S. 121, 223. → Amazon
Busch/Röll - "Die deutschen U-Boot-Verluste" - Mittler Verlag - 2008 - S. 244 -249. → Amazon
Busch/Röll - "Die deutschen U-Boot-Erfolge" - Mittler Verlag - 2008 - S. 311 -312. → Amazon
Niestlé - "German U-Boot Losses During World War II" - Verlag Frontline Books 2022 - S. 92, 278. → Amazon
Ritschel - "Kurzfassung KTB Deutscher U-Boote 1939 -1945 - KTB U 850 - U 1100" - Eigenverlag - S. 216 -220. → Amazon

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