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Diamantis

Aus U-Boot-Archiv Wiki

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Nationalität: Griechenland
Typ: Dampffrachtschiff
Baujahr: 1917
Bauwerft: Harland &. Wolff Limited, Greenock
Reederei: Diamantis J. Pateras &. Sons, Chios
Heimathafen Patras
Kapitän: Panagos Pateras

Schiffsmaße

Tonnage: 4.990 BRT
Tragfähigkeit: 8.000 t
Länge: 121.90 m
Breite: 15.90 m
Tiefgang: 7.70 m
Geschwindigkeit: 11 kn
Bewaffnung: -

Route &. Fracht

Route: Pepel (Sierra Leone) - Freetown (Sierra Leone) - Barrow in Furness (Großbritannien)
Fracht: 7.700 t Manganerz
Geleitzug: Einzelfahrer

Der Angriff erfolgte durch

U-Boot: U 35
Kommandant: Werner Lott
Datum: 03.10.1939
Ort: Nordatlantik, nordwestlich Brest (Frankreich)
Position: 49°19' Nord - 05°35' West
Planquadrat: BF 2479
Waffe: Torpedo
Tote: 0
Überlebende: 28
U 35 sichtete am 03.10.1939 um 12:45 Uhr einen Dampfer, tauchte ab, und um 13:50 Uhr neben dem Schiff wieder auf. Die DIAMANTIS stoppte und U 35 forderte das Schiff mit der Morselampe auf zu folgen. Lott wollte das Schiff, wegen dem hohen Seegang lieber weiter unter der Irischen Küste untersuchen. Dieser Aufforderung kam das Schiff nicht nach und U 35 besetzte daraufhin das Geschütz. Auch danach machte das Schiff keine Anstalten zu folgen. Der Beschuß, der nun Erfolgte, ließ die Besatzung in die Rettungsboote stürzen, die bei dem Seegang kentern und die Leute im Wasser schwammen. Daraufhin signalisierte Lott das Schiff nicht zu verlassen, doch die Besatzung hörte nicht mehr darauf, sondern fing noch an zu funken. Nun fing U 35 an die im Wasser treibenden zu bergen und holten die Leute an Bord. Um 15:40 Uhr schoß Lott dann drei einzelne Torpedos auf das Schiff. Zwei wurden Frühdetonierer, doch der dritte traf und versenkte die DIAMANTIS. Es gab keine Verluste. Der Kapitän und 27 Besatzungsmitglieder wurden am 04.10.1939 in der Dingle Bay (Irland) an Land gesetzt.
Aus dem Kriegstagebuch von U 35:
03.10.1939
1245 - Bb. voraus kommt ein Dampfer in Sicht, unter Wasser gegangen, auf ihn zugelaufen. Es ist der griechische Dampfer "Dia Mantis" aus Chios ungef. 8000 t.
1350 - Neben ihm aufgetaucht, den üblichen einleitenden Morsespruch "Stopp at once, no use of wireles" abgegeben. Dampfer stoppt und setzt Bezeichnungssignal. Da Wind und See jede direkte Verbindung verbietet, beabsichtige ich, den Dampfer mit unter die irische SW-Küste, wo Schutz gegen Seegang ist, zu nehmen und dort zu untersuchen. Morsespruch an Dampfer "Follow me", kein Erfolg. Nun internationales Signal gesetzt (JT) "Folgen sie mir !" Mit diesem Signal den Griechen langsam umfahren. Er hatte vorher N-Kurs, was mir verdächtig erschien; da er den Eindruck eines fetten Happens machte, wollte ich mir trotz des Seegangs seine Unfolgsamkeit nicht gefallen lassen und befahl: "Geschütz klar !" Das Signal "Folgen sie mir" wehte nun etwa 10 Min., ohne von dem Dampfer beantwortet zu werden. Er drehte auch nicht an, als ich nach Westen vorlief.
"Geschütz klar !" klappt gut, trotzdem die Bedienung angeschnallt fast dauernd im Wasser steht. Der Erfolg ist verheerend. Die Besatzung des Griechen stürzt in die Boote, ich befehle sofort "Halt, Batterie halt !" Gebe mit Scheinwerfer ab: "Dont go to the Boats" und gehe mit dem Boot schnell an, um durch Heranlaufen an den Dampfer das Zuwasserlassen der Boote zu verhindern. Doch vergebens, das Luv- und Lee-Boot kentert sofort, die Leute liegen im Wasser. Ein drittes kleineres Boot wird noch in Lee zu Wasser gelassen. Vom Funkraum wird außerdem gemeldet, daß der Grieche von seiner F.T. Gebrauch macht.
Die beiden Leeboote kommen schließlich von dem Dampfer los und rollen nun in der hochgehenden See umher.
1345 - Eine tolle Viertelstunde folgt, in der es - unter vollem Einsatz des an Deck des reelinglosen U-Bootes arbeitenden 1. Offz., 1 Feldw., 2 Uffz, 1 Mann - allmählich gelingt, zunächst die im Wasser treibenden, dann in den beiden Booten herumschabbernden Griechen zu bergen. Zwar hatten meine Männer Schwimmwesten und Artl.-Gurt um, mußten aber oft aushaken und vorn und achtern, von Brechern dauernd überspült, heftig zufassen, um die völlig durcheinander geratenen Griechen an Bord zu holen. Eine Minute ist schlimmer als die andere - aber das Unwahrscheinliche gelingt schließlich, die Besatzung des Griechen vollzählig an Bord zu bekommen, wenn auch meist in völlig erschöpften Zustand. Sie weinen und bekreuzigen sich.
1503 - Als die letzten 3 Griechen gerade an Bord gezogen werden, kommt voraus ein Flugzeug in Sicht. Ein großer langsamer Wal. Auch der Alarm gelingt, wenn auch den letzten 3 Griechen, die von uns hart und schnell verstaut werden, ihre letzte Stunde gekommen scheint.
1504 - Der L.I. Oblt. Stamer, bringt als vortrefflichen Abschluß trotz plötzlicher Zuladung von 28 Menschen ein glänzendes auf Sehrohrtiefe-Gehen fertig, so daß das anfliegende Flugboot ins Wasser bezw. Sehrohr stößt.
Unter Wasser werfe ich dem Kapitän sein fehlerhaftes Verhalten, das seine Besatzung und auch mein Boot in erhebliche Gefahr gebracht hat energisch vor. Dabei stellt sich heraus, daß die Besatzung durchgedreht und der Kapitän vergebens versucht hat, sie an Bord zu behalten. Der I.O. scheint der Urheber dieser Durchdreherei zu sein.
Der Dampfer ist ein fetter Happen. (neues 8000 B.R.T. großes Schiff).
Es hat 7700 t Manganerz von Freetown (Westafrika) nach Barrow (Irische See). Daher Versenkung.
Schuß aus Rohr III (G 7a), der nach 18 sec. vor dem Boot detoniert. Schuß aus Rohr IV (G 7a) der nach knapp 10 sec. vor dem Boot detoniert - es dröhnt erheblich. Die Griechen bekreuzigen sich erneut.
1540 - Schuß aus Rohr I (G 7e), der zwar Oberflächenläufer wird, aber nach 34 sec. achtern trifft. Der Grieche sinkt langsam über das Heck. Unter Wasser abgelaufen, da der F.T.-Verkehr des Griechen von den Engländern aufgenommen und gepeilt worden ist. Auch der Befehl an das Flugzeug ist im Funkraum "U 35" aufgenommen worden.
1910 - Aufgetaucht, Marsch nach Westen. Da ich die Griechen wieder loswerden muß, ist wegen Wetterlage Marsch nach Südwest-Irland erforderlich. Die Beobachtung der Dampferwelle ergibt, daß ein ung. Dampfer die gekenterten Boote gefunden hat. Da große Aufregung um die Besatzung herrscht (Dampferwelle), mache ich F.T.-Meldung in die Heimat, um Gräuelmärchen der Engländer und Franzosen den neutralen Ländern gegenüber zu verhindern. Das für die Griechen alles nur mögliche geschieht ist selbstverständlich. So beginnen sie auch langsam wieder Mut zu fassen und sind bald, vom Kapitän bis zum Schiffsjungen, des Lobes voll. Sie sehen mit Staunen, was sie von den Gräuelmärchen der Engländer über die U-Bootsfahrer zu halten haben. Der Eindruck wird tief und nachhaltig sein, die Art, wie wir alles, was wir haben, mit ihnen teilen, rührt sie sichtlich. 5 Kranke werden auch ärztlich betreut.
2000 - Sehr nachdenklich stimmen mich die erneuten Pi G 7a - Versager. Die Anweisungen in den jüngsten B.d.U.-F.T. über diesen Punkt sind beachtet und trotzdem 2 Versager aufgetreten, während der dritte Torpedo zwar als Oberflächenläufer lief, was durch den hohen Seegang erklärlich ist, seine Pistole aber anscheinend richtig arbeitete.
Da "U 35" nur noch 2 Torpedos hat, beschließe ich Rückmarsch, da es unsicher ist, ob diese beiden nun auch versagen oder funktionieren. Auf alle Fälle beschließe ich, wenn sich noch eine Angriffsgelegenheit bieten sollte, Aufschlagszündung zu schießen.
04.10.1939
0000 Uhr - NO 7-8, Seegang 6-7. Das Boot rollt schwer, kommt aber bei der schräg von achtern kommenden See gut vorwärts. Die 65 Menschen an Bord sind doch alle recht gut verstaut worden. Den Griechen gehen bei den erheblichen Seegangsbewegungen des Bootes die Augen über. Es riecht wie im zoologischen Garten (Raubtierhaus).
Langsam abflauend auf 6-5, bedeckt, starker Regen, dunstig. Kein Dampfer oder Fischer kommt in Sicht, dem ich die 28 Griechen übergeben kann. So beschließe ich, sie selbst in einer abgelegenen Bucht - Ventry Harbour - an Land zu setzen. Seenotfall ist gegeben, zumal 5 Griechen starkes Fieber haben (Malaria ?).
1500-1630 Uhr - An die Dingle-Bay gesteuert. Ventry Harbour vorsichtig bis auf etwa 10 m an die Felsen herangegangen und die Griechen in 7 kurzen Dingischüben an Land gesetzt. Etwa 40 Iren kommen dazu und nehmen die Schiffbrüchigen anscheinend gut auf.
Überschwängliche Dankesbeteuerungen der Griechen, die wir so gut wie möglich ausgesteuert haben. Auf die Iren sind sehr freundlich und winken zum Abschied.
1800-1930 Uhr - Wieder aufbrisend, NO 7, Seegang 6, ununterbrochener starker Regen, sehr hohe Dünung. Dingle-Bay aus. Großreinschiff. Nachtmarsch nach Norden. Einige Fischer (mit Lichtern) werden in der hochgehenden See nicht belästigt.

Literaturverweise

Busch/Röll - "Deutsche U-Boot-Erfolge" - Mittler Verlag 2008 - S. 36. | → Amazon
Gröner - "Die Handelsflotten der Welt 1942 und Nachtrag 1944" - J.F. Lehmanns Verlag 1976 - S. 69. | → Amazon
Ritschel - "Kurzfassung KTB Deutscher U-Boote 1939 – 1945 – KTB U 1 – U 50" - Eigenverlag - S. 215. | → Amazon
Rohwer - "Axis Submarine Successes of World War Two 1939 – 1945" - Greenhill Books Verlag - 1998 - S. 4. | → Amazon
"Kriegstagebuch U 35 - 09.09.1939 - 12.10.1939" - S. 31 - 34.

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