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Grumman F4F Wildcat

Aus U-Boot-Archiv Wiki

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Die Grumman F4F Wildcat war ein trägergestütztes Jagdflugzeug der United States Navy. Sie war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs das Standardjagdflugzeug auf den Flugzeugträgern der US-Marine und trug bis in die erste Hälfte des Jahres 1943 die Hauptlast der Kämpfe auf dem pazifischen Schauplatz. Unter der Bezeichnung Martlet verwendete auch die britische Fleet Air Arm den Typ auf Flugzeugträgern der Royal Navy. Die Wildcat, die bis 1945 im Einsatz war, gilt als Ursprung der berühmten „Katzen-Familie“ von Grumman Aerospace Corporation (Grumman-Werke), deren Tradition, Flugzeugmodelle nach Katzenarten zu benennen, sich bis zur F-14 Tomcat fortsetzte.
Im Herbst 1935 begann das Bureau of Aeronautics der US-Marine mit der Suche nach einem leistungsstarken Nachfolger für die veralteten Doppeldeckerjäger der US Navy, da die Entwicklung Mitte der 1930er-Jahre von schnellen Kampfflugzeugen in Eindeckerausführungen geprägt war. Die Grumman-Werke reichten zunächst trotzdem mit dem Modell G-16 (Marinebezeichnung XF4F-1) einen auf ihrem älteren Modell basierenden Entwurf eines einsitzigen Jagddoppeldeckers mit stärkerem Wright-Cyclone-Sternmotor ein. Der Entwurf trat gegen die XF2A-1 der Brewster Aeronautical Corporation und die XFN-1 der Seversky Aircraft Corporation, beides Eindeckerentwürfe, an. Während der ersten Monate des Jahres 1936 erkannten die Ingenieure der Grumman-Werke, dass mit diesem Modell die gewünschten Leistungen der US-Marine nicht zu erreichen waren. Leroy Grumman bat deshalb die Marine um die Erlaubnis, den Entwurf abändern und einen Eindecker anbieten zu dürfen. Der Bauauftrag für den Prototyp des neuen Entwurfs (Marinebezeichnung XF4F-2) erfolgte am 28.07.1936 unter der Auftragsnummer 46973.
Die Ausarbeitung der Konstruktion sowie der Bau eines Mock-ups und eines Prototyps dauerten bis zum August 1937, als die Grumman-Werke die fertige XF4F-2 präsentierten. Am 02.09.1937 erfolgte der Jungfernflug des Prototyps, der in den folgenden drei Monaten ausführlich auf dem Werksgelände in Bethpage erprobt wurde. Während dieser Erprobung zeigten sich erste Probleme mit dem Pratt & Whitney R-1830-Motor, der zu Überhitzung und Brüchen der Kurbelwellenlager neigte. Am 23. Dezember wurde der Prototyp zur Naval Air Station Anacostia gebracht, wo die Flugerprobung durch die Marine fortgesetzt wurde. Am 14.02.1938 kam die Maschine noch einmal zu Grumman ins Werk, wo letzte Verbesserungen vorgenommen wurden. Am 01.03.1938 fand dann schließlich einer der ersten Vergleichsflüge gegen die konkurrierenden Modelle statt. Bei einem Testflug am 11. April fiel der Motor aus, so dass der Pilot die Maschine ohne Antrieb auf einem Feld bei Philadelphia notlanden musste. Der Prototyp, der sich bei der Landung auf dem weichen Acker überschlug und schwer beschädigt wurde, musste ins Herstellerwerk zurückverbracht werden. Aufgrund der Unzuverlässigkeit des Triebwerks entschied sich die Marineführung für die Brewster F2A-1 und erteilte den Auftrag zum Bau von 54 Maschinen.
Die Grumman-Werke setzten trotz der Entscheidung des BurAer die Weiterentwicklung der F4F fort – ein anderer Motor mit verbessertem Ladergebläse sowie eine verbesserte Kühlung sollten die Probleme des ersten Prototyps beheben. Das Interesse der US-Marine an diesem neuen Modell wurde geweckt, man entschied sich, auch als Rückversicherung für Probleme beim Brewster-Modell, für die Bestellung einer XF4F-3 im Oktober 1938. Das Modell, das vom Vorgänger Teile der Zellenstruktur, aber größere Tragflächen sowie einen Dreiblattpropeller erhielt, hatte seinen Erstflug am 12.02.1939. In den folgenden Monaten wurde der Prototyp eingehend vom Hersteller sowie der Navy erprobt, er übertraf die Brewster F2A in allen Werten.[4] Nach einigen kleinen Modifikationen erhielten die Grumman-Werke im August 1939 den Auftrag zum Bau von 54 Serienmaschinen des Typs F4F-3.
Noch vor dem Beginn der Serienproduktion im Januar 1940 bestellte Frankreich 81 Flugzeuge für seinen Flugzeugträger Béarn. Das Modell für Frankreich erhielt aufgrund von Ausfuhrbeschränkungen einen anderen Motor als die amerikanischen Maschinen. Die ersten Flugzeuge wurden kurz vor der deutschen Invasion in Frankreich fertiggestellt; nach der Niederlage Frankreichs wurde der Bauauftrag nach nur sieben fertiggestellten Wildcats storniert. Die britische Royal Navy zeigte nun Interesse an dem Modell und übernahm die ursprünglich für Frankreich bestimmten Maschinen. Beim Fleet Air Arm wurden sie als Martlet Mk. I geführt.
Gleichzeitig mit der Auslieferung an die Royal Navy begann auch bei der US-Marine die Einführung der Wildcat. Nach einer Verstärkung der Bewaffnung sowie der Verbesserung der Motorkühlung wurden die Staffeln der Träger Ranger und Wasp Ende 1940 mit den neuen Jägern ausgerüstet, erste Manöver fanden im Januar 1941 statt. Bereits im Sommer 1940 wurde die Zahl der bestellten Wildcats auf 200 erhöht, um noch mehr Staffeln mit dem neuen Modell ausrüsten zu können. Im November 1940 wurde zudem mit der Erprobung der XF4F-6 begonnen, die gegenüber den bisherigen Serienmaschinen einen zweistufigen Verdichter erhielt und so bessere Höhenleistungen erbrachte. Sie wurde zwischen März und Mai 1941 als F4F-3A in 65 Exemplaren sowohl bei der US Navy als auch beim Marine Corps eingeführt. 30 Wildcats dieses Typs, die eigentlich für Griechenland bestimmt waren, konnten nicht mehr ausgeliefert werden, weil das Land mittlerweile vom Deutschen Reich besetzt worden war, und gingen stattdessen ebenfalls nach Großbritannien, wo sie als Martlet Mk. III eingeführt und von der No. 805 und No. 806 Squadron in Nordafrika eingesetzt wurden.
Den ersten Luftsieg einer Wildcat errangen zwei Maschinen der No. 804 Squadron der Fleet Air Arm am 25.12.1940 über Scapa Flow, als sie einen deutschen Ju-88-Aufklärer abschossen.
Am 14.04.1941 absolvierte die XF4F-4, der Prototyp der F4F-4, ihren Jungfernflug. Das ab März 1940 von den Grumman-Werken entwickelte Muster besaß gegenüber seinem Vorgängermodell nach hinten klappbare Tragflächen sowie eine verstärkte Bewaffnung aus sechs 12,7-mm-Maschinengewehren in den Tragflächen. Die ersten F4F-4 gingen im August 1941 an die Fleet Air Arm, die US-Marine erhielt die ersten Maschinen erst gegen Jahresende 1941, also um den Zeitpunkt des amerikanischen Eintritts in den Zweiten Weltkrieg. Zum Zeitpunkt des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor waren acht Staffeln der Marine sowie zwei des Marine Corps mit insgesamt 187 F4F-4 und 85 F4F-3A ausgestattet. Den ersten Kampfeinsatz amerikanischer Wildcats hatten zwölf Maschinen der Marine Fighter Squadron 211 auf Wake während des japanischen Angriffs auf die Insel am 08.12.1941. Nach der Zerstörung von sieben Wildcats am Boden standen den Verteidigern von Wake nur noch fünf Maschinen dieses Typs zur Verfügung, die aber mit der Versenkung des Zerstörers Kisaragi und dem Abschuss eines japanischen Bombers am 11.12.1941 ihren größten Erfolg erzielten.
Den ersten Luftsieg einer trägergestützten Wildcat erzielte am 01.02.1942 eine Maschine der Fighter Squadron 42 von der Yorktown, die bei den Gilbert-Inseln ein japanisches Kawanishi-H6K2-Flugboot abschoss. Knapp drei Wochen später, am 20.02.1942, wurde Edward O’Hare, der auf der Lexington stationiert war, mit dem Abschuss von fünf Mitsubishi-G4M-Bombern nach US-Regeln, die nur fünf Luftsiege für diesen Titel vorschrieben, zum ersten „Fliegerass“ auf der Wildcat.[11] In den folgenden Monaten trugen die mit der Wildcat ausgerüsteten Staffeln der Marine die Hauptlast der Kämpfe im Pazifik. Während der Schlacht um Midway, der Schlacht um Guadalcanal sowie der Schlacht bei den Ost-Salomonen konnten die technisch unterlegenen amerikanischen Flugzeuge durch geschickte Taktiken gegen die überlegenen – weil wendigeren – japanischen A6M-Zero-Jäger bestehen.
Mit der Produktionseinführung des Nachfolgers F6F wurden im Grumman-Stammwerk im Frühjahr 1942 die Produktionskapazitäten knapp, so dass man sich, auch auf Drängen der Marine, zur Weiterproduktion der Wildcat bei General Motors beziehungsweise dem neu gegründeten Tochterunternehmen Eastern Aircraft entschloss. Am 18.04.1942 erhielt GM den Bauauftrag für 1800 nun als FM-1 bezeichnete Maschinen, die weitestgehend mit der der F4F-4 baugleich waren. Die erste FM-1 hob am 31. August 1942 ab, bis zum Jahresende waren 21 Maschinen an die Navy ausgeliefert. 1943 erhielt die US Navy 818 Exemplare, die Royal Navy 311, die sie als Martlet Mk. V bezeichnete. Mit der Ablösung der Wildcat durch die leistungsstärkere F6F Hellcat im Sommer 1943 verschob sich nun das Einsatzspektrum der Flugzeuge. Sie wurden von der US-Marine zumeist von Bord der kleineren Geleitflugzeugträger eingesetzt und unterstützten amphibische Landungsoperationen sowie den Kampf gegen U-Boote.
Die kurzen Flugdecks der Geleitträger stellten die immer schwerer gewordene Wildcat vor Probleme, so dass man sich bei Grumman entschloss, in einem neuen Entwurf Gewicht an der Maschine einzusparen. Der Prototyp XF4F-8, der einen leichteren Motor sowie ein größeres Leitwerk erhalten hatte, flog zum ersten Mal am 08.111942, wurde dann bei der Marine eingehend untersucht und ging Anfang 1943 als FM-2 bei General Motors in die Produktion. Die ursprüngliche Bestellung umfasste 1200 Exemplare, bis Mai 1945 wurden 4777 Maschinen, darunter 340 Martlet Mk. VI für die Royal Navy, gebaut. Die FM-2 wurde von der US-Marine zumeist in so genannten „Composite Squadrons“ zusammen mit TBM-Avenger-Bombern eingesetzt, um im Pazifik Bodentruppen zu unterstützen und U-Boote zu bekämpfen. Den letzten Luftsieg einer Wildcat erzielte ein auf der USS LUNGA POINT stationierter Pilot am 05.08.1945. Zum Zeitpunkt der japanischen Kapitulation hatte die US-Marine noch 650 Wildcats im Bestand, 184 davon auf Geleitträgern. Sie wurden schnell außer Dienst gestellt; bei der Royal Navy entsorgte man die nun überflüssigen Flugzeuge teilweise einfach über die Deckskanten der Träger ins Meer.
Heute sind noch etwa 18 flugfähige Maschinen erhalten, etliche weitere stehen in verschiedenen Museen rund um die Welt.
Daten der F4F-4
Besatzung: 1 Mann
Länge: 8,76 m
Spannweite: 11,58 m
Höhe: 3,62 m
Leermasse: 2.612 kg
Startmasse: 3.607 kg
Antrieb: 1 x Pratt & Whitney R-1830-86 Twin Wasp (1.200 hp; 895 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 512 km/h in 5.915 m Höhe
Dienstgipfelhöhe: 12.010 m
größte Reichweite: 1.240 km
Bewaffnung: 6 x 12,7-mm-MG, bis 90,8 kg Abwurflast extern

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